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* keineswegs nur da und weg, die Köpfe an der Wand mit saugenden Leerstellen, manchmal anstelle von Augen, Nasen
oder Ohren, die den Schaubetrieb ,ankurbeln’. Die Kioske, voll besetzt mit PerformerInnen und Besuchern, die ,mitgehen’. Erstere heißen vielleicht schon Sachverständige, Experten oder Spezialisten. Und was dann, zum DSchluß, wenn sich die Verbliebenen zur Stadtrundfahrt zusammenrotten und dann endgültig verschwinden? Was dann?
S.R.
Samuel Rachl ist Zeichner. Seine Zeichnungen versteht er als Fragmente, flüchtige Momente einer Gegenwart, absurd und sinnlich. Die Motive definieren sich über die Linie: meist schwarz oder grau, begleitet von wenigen Flächen, oft rosa oder rot. Seine Werkzeuge sind Stift oder Pinsel, sowie in der
letzten Zeit vermehrt der Computer. In beiden Fällen entwickelt sich der unverkennbar Rachl’sche Strich ungeplant und spontan auf dem Zeichengrund.
Die Köpfe im Kunstraum Klosterkirche gehören zu den computergenerierten Arbeiten. Keinem gängigen Schönheitsideal entsprechend und aufgereiht an der Längsseite des Kirchenschiffs, spiegeln sie das Publikum: Frauen und Männer, darunter vielleicht ein Tier. Wie die Aussagen der Akteure während der Eröff-nungsperformance stehen sie für sich und sind dennoch mittels feiner, wie zufällig wirkender Bezüge miteinander verknüpft. Ganz Linie oder Fläche – einerseits offen durch Auslassungen, andererseits reglementiert durch die überakkurate Linienführung – bewirken sie mit Drehungen, Verunsicherungen und überraschenden Details ihre Faszination als Schaulust zwischen Lust und
Schrecken.
Auch in den Installationsperformances, jener Mischung aus Theater und Kunst, die
er zusammen mit Angela Dauber konzipiert, bleibt Rachl gern so nah wie möglich am Leben. Die entsprechenden Installationen sind häufig ein Spiel mit Objekten, die eine menschliche Besetzung nahelegen: Kanzel,
Sitznische und Kiosk laden mit ihren charakteristischen, leuchtend roten
Polstern den Besucher ein, Platz zu nehmen. Bei der Performance des Eröffnungsabends wurden sie von den Akteuren besetzt. Dabei fungierten die Kioske
als „Gesprächsinseln", innerhalb derer die Sprecher in formaler Anlehnung an das
Informationsprinzip in der Verkaufswelt ihre Thesen ausführten. Das durch die Akustik in der Klosterkirche verstärkte und verwirrende Geräuschchaos konterkarierte eine akustische Kaufhaus-Kulisse; bei genauerem Hinhören jedoch erwies es sich darüber hinaus als ein durchdachtes und, mittels vielfacher Vernetzungen der Gesprächsinseln untereinander, geschickt konstruiertes Gedankengebäude. Rachl bevorzugt im Performancebereich den öffentlichen Raum, seien es Außenräume wie Fußgängerzone, Hofgartenarkaden und Parks, oder Innenräume wie Reaktorhalle, Theaterbühne und Foyer,
die sich ebenfalls kaum für Ausstellungen eignen.
Der Kunstraum Klosterkirche in Traunstein jedoch ermöglichte ein Zusammenspiel von Zeichnung, Objekt und Performance. Die eigens für den Kirchenraum gezeichneten und an die Raumdimensionen angepaßten Kopfbilder ergänzten nicht nur die Schaulustigen und banden sie ein, sondern verliehen auch der
Installation während der Ausstellung ein eigenwilliges Leben.
Birgit Löffler
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